3. Gemeinde überzeugen
Ihr habt euch zusammengetan und seid in eurer Idee so weit, dass ihr den nächsten Schritt gehen wollt? Bevor ihr auf die Gemeinde zugeht verschafft euch einen Überblick, wer eigentlich das Sagen hat, wie so eine Gemeinde funktioniert und wer für Jugendfragen zuständig ist.
Wir können hier nur einen groben Überblick geben, denn die Gemeinden sind in den Bundesländern ganz unterschiedlich aufgebaut und auch die Unterstützung für die Anliegen der Jugend sind unterschiedlich organisiert.
Aber: Fragen macht schlau!
Wer ist für Jugendfragen zuständig?
Hat eure Gemeinde eine Jugendbeauftragte, einen Jugendpfleger oder ein Jugendbüro? Das erfahrt ihr auf der Gemeindehomepage oder durch einen Anruf bei eurer Gemeindeverwaltung. Solltet ihr nicht fündig werden ruft auf dem Kreisjugendamt an. Die sollten einen Überblick haben.
Diese Menschen haben die Aufgabe, euch zu unterstützen. Baut einen guten Kontakt zu ihnen auf und lasst euch beraten und Tipps geben.
Wer kann euch sonst noch unterstützen?
Bevor ihr ganz offiziell auf die Gemeinde zugeht checkt schon mal ab, wen ihr auf eurer Seite habt. Oft kennt man Vereinsvorsitzende, die Schulleiterin oder PolitikerInnen die einem einen Einblick in das Gemeindegeschehen geben können und die man um Unterstützung bitten kann. Sie können wichtige Aktivposten für eure Sache werden und im Hintergrund schon mal positive Stimmung für euch machen.
(Die Tante im Gemeinderat, der Nachbar beim Jugendamt und die Vorsitzende des Sportvereins können da sicher hilfreich sein. Sie können euch einen Einblick in das Gemeindegeschehen geben und wichtige Unterstützer für euer Anliegen werden.)
Wer sind die offiziellen AnsprechpartnerInnen in der Gemeinde?
Nun geht es an die offizielle Kontaktaufnahme. Hier gelten folgende Zuständigkeiten:
– Ortsrat (Ortsausschuss, Ortsteilvertretung)
Wird von den Einwohnern eines Orts- oder Stadtteils gewählt und vertritt deren Interessen gegenüber der Stadt oder Gesamtgemeinde. In vorgegebenem Rahmen trifft er/sie auch Entscheidungen darüber, was im Orts- oder Stadtteil geschieht.
– OrtsvorsteherIn
OrtsvorsteherInnen sind die Vorsitzenden des Ortsrats und vertreten den Ortsteil gegenüber der Gemeinde. Sie sind deshalb meist erste AnsprechpartnerInnen für euer Anliegen.
– Gemeinderat (Stadtrat, Verbandsgemeinderat, Bürgerschaft)
Das Gremium, das entscheidet, was in der Stadt/Gemeinde umgesetzt wird. Er wird von den BürgerInnen der Stadt/Gemeinde gewählt und beschließt über euer Vorhaben. Der Gemeinderat berät in Ausschüssen die Entscheidungen vor. Die Ausschussvorsitzende/n oder auch die zuständigen Beigeordneten für Jugendthemen sind wichtige AnsprechpartnerInnen.
– BürgermeisterIn
Sie sind die Oberhäupter der Verwaltung von Städten/Gemeinden und die gesetzlichen VertreterInnen der Gemeinde/Stadt. Ohne sie geht nichts.
Wege zur Kontaktaufnahme gibt es viele:
- Wenn ihr ganz offiziell einen Termin vereinbaren wollt, könnt ihr das telefonisch oder per E-Mail tun. Vergesst nicht, kurz zusammen zu fassen, worum es euch geht.
- Viele OrstvorsteherInnen/ BürgermeisterInnen haben regelmäßige offene Sprechstunden. Dort könnt ihr meist ohne Voranmeldung hin gehen und euch schon mal vorstellen.
Wie bringt man sein Anliegen gut rüber?
Ihr habt Kontakt aufgenommen und nun habt ihr die Chance, den Entscheidungsträgern euer Vorhaben, einen Jugendclub zu gründen vorzutragen. Jetzt ist wichtig: Bereitet euch gut vor!
– Formuliert die Gründe, warum ihr ein JUZ braucht. Natürlich geht es dabei um eure Interessen (Ihr wollt einen Platz an dem ihr tun könnt was euch Spaß macht, an dem ihr euch auch bei schlechtem Wetter treffen könnt,…)
– Vergesst aber nicht auch zu überlegen, welchen Nutzen die Gemeinde davon haben könnte (Anwohner werden weniger gestört als bei „wilden“ Treffs, die jungen Leute bleiben IM Ort und fühlen sich der Gemeinde verbunden, Jugendliche engagieren sich selbst für ihre Interessen, die JUZler können sich auch aktiv in das Gemeindeleben einbringen,…)
– Fasst schon mal grob zusammen, was ihr euch genau vorstellt.
– Wenn möglich nennt schon die Namen der Jugendlichen, die bereit sind sich zu engagieren.
– Stellt dar, wie ihr euch um euren Jugendtreff kümmern wollt und wie ihr sicherstellt, dass alles läuft.
– Geht nach Möglichkeit mit zwei Jugendlichen oder einer kleinen Gruppe zum Gespräch.
– Bleibt höflich, aber lasst euch nicht abwimmeln. Euer Wunsch ist berechtigt und verdient, gehört und bedacht zu werden!
Die Entscheidungswege in der Gemeinde
Die Wege bis zum Beschluss zur Einrichtung eines Jugendtreffs scheinen manchmal recht verworren. Für euch geht es nun darum zu verfolgen, wie in den Gemeindegremien über das Thema beraten wird. An vielen Stellen könnt ihr aktiv eure Interessen einbringen.
Zentrales Entscheidungsgremium ist der Gemeinderat. Er besteht aus den gewählten ParteivertreterInnen, die sich in Fraktionen zusammenschließen. Ihr könnt die Fraktionsvorsitzenden anschreiben und darum bitten, dass ihr eure Idee einmal persönlich vorstellt. Das schafft Vertrauen.
In größeren Gemeinden/Städten werden inhaltliche Themen in Ausschüssen vorberaten. Gibt es einen solchen Ausschuss, so könnt ihr auch hier eine Anfrage stellen, ob ihr eure Initiativgruppe vorstellen könnt. Hier müsst ihr die Fachleute überzeugen.
Die Entscheidungsvorlagen über die Einrichtung eines Jugendtreffs in der entscheidenden Gemeinderatssitzung können entweder von den Fraktionen kommen oder von der Gemeindeverwaltung, also dem/der BürgermeisterIn. Ohne diese geht meist gar nichts. Hier braucht ihr ein gutes Vertrauensverhältnis aber auch Verhandlungsgeschick. Versucht hinzubekommen, dass eure Sache auch zu seiner/ihrer wird. Eine jugendfreundliche Gemeinde müsste eigentlich von allen gewollt sein.
Öffentlichkeit herstellen
Neben den politisch Verantwortlichen müsst ihr natürlich auch noch die Öffentlichkeit von euch überzeugen. Wie das gehen kann, findet Ihr unter dem Punkt Öffentlichkeitsarbeit.
Auf der nächsten Seite geht es mit hilfreichen Tipps rund um die Gründung eures Jugendtreffs weiter.