Jetzt habt ihr eure Räume, es kann also richtig losgehen. Spätestens jetzt werdet ihr merken, dass im Jugendclub Alltag immer wieder wichtige Entscheidungen und Absprachen getroffen werden müssen.

Ziel sollte dabei immer sein, Lösungen zu finden, mit denen alle leben können und nicht mit einer knappen Mehrheit die Wünsche der Minderheit zu übergehen (was in Ausnahmefällen aber vorkommen kann).

Wie ihr euren Betrieb und das Miteinander im Jugendclub organisiert, hängt ganz von euch ab. Ihr müsst schauen, wieviel Struktur und Verbindlichkeit ihr braucht, oder ob ihr lieber spontan und frei seid, was eure Organisation angeht.

 

Orgamodelle

Wir stellen euch hier drei verschiedene Modelle aus der Praxis vor, an denen ihr euch orientieren könnt. Sie reichen von sehr strukturiert bis wenig strukturiert und natürlich ist auch alles dazwischen möglich:

 

Beispiel 1:

 

  1. Vollversammlung, Vorstandssitzungen, Protokolle, Anwesenheit
    • Hier ist alles klar strukturiert. Es gibt eine wöchentliche Vollversammlung zu einem feststehenden Termin, an der alle Interessierten teilnehmen dürfen und auf der basisdemokratisch über anstehende Angelegenheiten entschieden wird.
    • In dieser Versammlung wird zunächst eine Liste der Tagesordnungspunkte erstellt.
    • Es wird auch ein Protokoll mitgeschrieben, zu dem eine Liste der Anwesenden und aller Tagesordnungspunkte und getroffenen Entscheidungen gehört.
    • Zusätzlich gibt es regelmäßig interne Sitzungen, bei denen sich nur die Vereinsmitglieder, bzw. Vorstandsmitglieder treffen und Belange des Vereins bereden.
    • Anstehende Aufgaben und Posten werden klar verteilt und jeder weiß was er oder sie bis wann zu tun hat.
    • Die Öffnungszeiten sind fest geregelt und öffentlich ausgeschrieben.

 

  1. Wöchentlich Treffen, wechselnde Termine, kein Protokoll
    • Im zweiten Orgamodell gibt es ebenfalls ein wöchentliches Treffen, an dem alle Interessierten teilnehmen können.
    • Es wird aber darauf verzichtet ein Protokoll zu erstellen, oder sich Gedanken über Abstimmungsmodalitäten zu machen.
    • Außerdem kann sich der Termin der Vollversammlung auch mal verändern, falls jemandem etwas dazwischen kommt.
    • Jede/r übernimmt die Aufgaben, die er oder sie sich gerade zutraut
    • Die Mitglieder von Verein und Vereinsvorstand treffen sich nur, wenn es um Vereinsrechtliches wie eine anstehende Mitgliederversammlung zwecks Neuwahl geht.
    • Es gibt regelmäßige Öffnungszeiten, aber auch Tage, an denen spontan aufgemacht wird.

 

  1. Keine regelmäßigen Treffen, keine Protokolle, Absprache mündlich oder online
    • Im letzten Orgamodell gibt es keine regelmäßigen Treffen und keine Protokolle oder anderen Formalien.
    • Anstehende Entscheidungen müssen natürlich trotzdem getroffen werden. Das geschieht aber eher spontan z.B. per Whatsapp.
    • Die offiziellen Vorstandsämter spielen kaum eine Rolle im Alltag.
    • Eine Mitgliederversammlung gibt es, aber nur, weil man als Verein regelmäßig Vorstandswahlen abhalten muss.
    • Öffnungszeiten werden nach Bedarf organisiert.

Natürlich hat jede Variante ihre Vor- und Nachteile. Welches der Modelle zu euch und eurem Jugendclub passt, hängt von euren Vorlieben aber auch von der Größe der Gruppe und von euren Unternehmungen ab.

 

Seid ihr z.B. eine Clique mit einem kleinen Jugendraum, in dem ihr alle paar Monate eine Party schmeißt, dann kann es sein, dass euch zu starre Strukturen eher einengen. Ihr könnt dann ruhig spontan Verabredungen treffen, solange sich niemand übergangen fühlt.

Auf der anderen Seite braucht ihr diese Strukturen aber, sobald im Club viele gegensätzliche Interessen aufeinander prallen, oder wenn ihr große Veranstaltungen z.B. Konzerte mit überregionalen Live-Bands veranstalten wollt – Wer kümmert sich um das Hotel für die Bands? Können die Graffiti-Leute malen, wenn sich gleichzeitig die Koch-AG trifft? – Solche Entscheidungen müssen transparent und zuverlässig getroffen werden und brauchen einen offiziellen Rahmen. Gerade, wenn euer JUZ gut besucht ist und einiges an Terminen ansteht, kann es also hilfreich sein, eine feste Zeit zu haben, zu der man sich regelmäßig mit allen Interessierten trifft und über anstehende Aufgaben spricht. Solch ein Orga-Treffen oder Vollversammlung kann als Anlaufstelle für Leute dienen, die noch nicht im JUZ aktiv sind, aber z.B. in euren Räumlichkeiten ein Konzert oder eine Party organisieren wollen oder sonst ein Anliegen haben. Es bietet auch die Möglichkeit mal in großer Runde Sachen anzusprechen, die einem nicht passen und über aktuelle Probleme zu diskutieren.

 

Ein weiterer Vorteil von klaren Strukturen ist, dass diese einen Zugang für neue Leute und somit für euren eigenen Nachwuchs darstellen. Ihr solltet immer versuchen offen für alle interessierten Jugendlichen zu sein und auch an die Zukunft des Clubs zu denken, wenn ihr euch einmal nicht mehr engagieren könnt oder wollt.

 

Gut ist es deshalb, sich so viel Struktur wie nötig zu geben und so wenig wie möglich.

Egal wie ihr eure Entscheidungen trefft, es gibt einige Basics, die ihr vermutlich regeln wollt. Dazu zählen:

 

Wie, wann und für wen soll der Club geöffnet sein?

– Soll es feste Öffnungszeiten geben? Dann ist es sinnvoll festzulegen, wer sich drum kümmert, dass zu diesen Zeiten auch geöffnet wird. Auch wer einen Schlüssel besitzt und wie bei Bedarf Schlüssel weiter gegeben werden solltet ihr bedenken.

Oder wollt ihr den Club nach Bedarf öffnen? Dann sollte geklärt werden, wer alles rein darf und wie ihr euch darüber verständigen wollt, wer wann vor Ort ist.

Regelmäßige Öffnungszeiten können (gerade am Anfang) sinnvoll sein, um Leben in euren Club zu bringen. Wer zweimal vor verschlossenen Türen steht, kommt ein drittes Mal vielleicht nicht wieder.

Das führt zu der Frage, für wen euer Jugendclub überhaupt geöffnet sein soll. Klar ist es cool, einen Raum zu haben, in dem man sich mit seiner Clique trifft. Aber bestimmt sind in eurem Ort noch andere junge Menschen, mit denen ihr bisher weniger zu tun habt. Und wahrscheinlich sind da einige dabei, bei denen es sich lohnt, sie näher kennen zu lernen.

Wenn ihr eure Räume offen für alle haltet, habt ihr größere Chancen, dass sich immer genug Aktive finden, um ihn am Leben zu erhalten. Vielleicht wollt ihr ja auch verschiedene Öffnungszeiten zum Beispiel für verschiedene Altersgruppen anbieten.

Wer macht was?

Im JUZ Alltag gibt es immer wieder Dinge zu erledigen, ohne die es nicht läuft. Vorher zu überlegen, wer wofür zuständig ist, kann da viel Ärger vermeiden.

Überlegt euch, was es alles zu tun gibt. Bestimmt habt ihr ganz unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten und wenn jeder das macht, was ihm liegt kann es sogar Spaß machen, Aufgaben zu erledigen. Da können dann Sachen anfallen wie:

– Auf- und Abschließen der Räume

– Getränke besorgen/Einkaufen

– Getränke verkaufen und sich um die Theke kümmern

– Aufräumen und Putzen

– Veranstaltungen und Konzerte organisieren

– Finanzen abrechnen / sich um Verwaltungs- und Vereinskram kümmern

– Kontakte zur kommunalen Verwaltung und Kooperationspartnern halten

-…

Wichtig ist, dass die anfallenden Aufgaben einigermaßen gleichmäßig verteilt sind. Wenn man das Gefühl hat, die Last ist unfair verteilt, sprecht das am besten schnell und in einem ruhigen Ton an, bevor ihr gestresst oder frustriert seid.

Hausordnung

 Zu den grundsätzlichen Entscheidungen gehört auch, dass ihr euch eine Hausordnung geben solltet, in der ihr verbindliche Regeln festhaltet, die den Alltag im Club regeln, und die für jedeN sichtbar aushängen.

Hier findet ihr eine Musterhausordnung, die als Beispiel gedacht ist und die ihr auf eure Bedürfnisse anpassen solltet.

Natürlich gibt viele weitere mögliche Entscheidungen, die ihr früher oder später treffen müsst und für die es keine Musterlösungen gibt:
Welche Getränke bietet ihr an und zu welchen Preisen?

Was ist in eurem Jugendclub verboten, was erlaubt?
Welche Sanktionen verhängt ihr, wenn sich jemand daneben benimmt?
Wie geht ihr mit Hausverboten um?
Können Privatpersonen euer JUZ für Feiern anmieten?

Wenn der normale Betrieb geregelt ist, habt Ihr vielleicht auch mal Lust, größere Events zu planen oder Euer Programmangebot auszubauen?