Engagement für die Gemeinschaft
Der Saarpfalz-Kreis hat mit 28 selbstverwalteten Jugendzentren und Jugendclubs eine gut ausgebaute Infrastruktur der Jugendarbeit. Ein guter Grund also, den zuständigen Kreisjugendpfleger nach seinen Erfahrungen zu befragen.
Welche Bedeutung haben die selbstverwalteten Jugendzentren und Clubs in deinem Landkreis
Die haben natürlich eine ganz wesentliche Bedeutung, es ist ein ganz eigenständiges Angebot, das seine Berechtigung und seine Notwendigkeit hat. Zum Beispiel bei uns im Südkreis, wo viele kleine Ortschaften sind, wo wenig los ist, dort sind es letztendlich die Jugendtreffs wo Jugendliche sich aufgehoben fühlen, wo sie für sich selbst ein Angebot machen können, selbstbestimmt sind und darüber hinaus Verantwortung übernehmen und sich auch im Dorfleben engagieren.
Für mich persönlich ist es eben ein Angebot, das durch nichts anderes zu ersetzen ist. Die traditionellen Vereine machen gänzlich andere Angebote und was mir dabei fehlt, im Unterschied zum Jugendclub ist die Geschichte der Verantwortungsübernahme, des Peer to Peer -Ansatzes, also von ihrer Altersgruppe für ihre Altersgruppe etwas machen, das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal der Jugendclubs.
Welche Potentiale siehst du in den Treffs?
Die Jugendlichen können erstmal durch ihr Engagement im Club in einem geschützten Rahmen lernen, wie es ist so einen Laden zum Laufen zu bringen, Verantwortung zu übernehmen, Ämter zu übernehmen, diese Ämter auch gewissenhaft auszufüllen. Auch in Konfliktsituationen mit Gemeinden, mit der Nachbarschaft zu gucken, dass man zu Konsenslösungen kommt, wo wirklich niemand als Verlierer rausgeht.
Was sich bestätigt hat ist, dass diejenigen, die im Jugendzentrum Verantwortung übernommen haben, die sich dort ihre Sporen verdient haben, die findest du nachher auf den Dörfern im Ortsrat oder den Vereinen. Weil die einfach festgestellt haben, dass Engagement für die Gemeinschaft in der man lebt, einen Mehrwert bringt
Was sind denn die wesentlichen Rahmenbedingungen, damit so ein Treff funktioniert?.
Es braucht idealerweise Unterstützung durch die kommunalpolitische Infrastruktur, also dass ich Leute habe in den Entscheiderpositionen, die das Ganze befürworten und tatsächlich auch noch beflügeln. Wir haben Ortsteile, da sind die Ortsvorsteher auch Ehrenvorsitzende im Jugendclub. Ich glaube, das ist ein gutes Signal, wenn die zu den Feiern hingehen und haben das T-Shirt vom Jugendclub an. Wenn es mal zu Krisen kommt, dann kommt ein Ortsvorsteher mit seinem Standing als Vermittler natürlich besser an
Was denkst du, warum laufen die Jugendtreffs bei euch so gut?
Ich glaub der Grund, warum wir sehr viele sehr gut laufende Jugendclubs haben, die sehr etabliert sind, ist der, weil die sehen, die haben ihren Freiraum, der wird ihnen von uns auch zugestanden. Ich betone das bewusst: Immer wenn ich in die Clubs komme, da gibt immer viele anerkennende Worte von mir. Denn man darf nicht vergessen: Das ist kein Angebot das wir für die Jugendlichen bereitstellen, sondern das stellen die in ihrer Freizeit für sich und ihre Gleichaltrigen bereit. Die engagieren sich ehrenamtlich, machen was für sich, für die Zivilgesellschaft und für die Gemeinschaft im Ort und das kann man eigentlich nicht hoch genug loben. Wenn die feststellen, sie können was bewegen, dann sind die auch dabei. Und das ist schön das muss man auch wertschätzen und dem auch Ausdruck verleihen.
Mir ist an der Stelle auch wichtig noch mal zu sagen, dass ich das Thema Selbstverwaltung da ganz groß schreibe. Da muss schon gehörig was passieren, dass man sich von Seiten des Jugendamtes da einmischt.
Welche Herausforderungen siehst du für die Treffs in der Zukunft?
Ich bin da sehr optimistisch. Ich sehe, dass diese Landschaft der selbstverwalteten Jugendzentren und Jugendclubs, die floriert. Wir haben heute mehr Clubs als vor 10 Jahren, als ich angefangen habe. Es kommen immer wieder irgendwelche Clubs dazu. Dass das immer eine Berg- und Talfahrt ist, das da auch immer mal welche zu machen, die sind dann ein Jahr zu, dann kommt die nächste Generation, das liegt in der Natur der Sache.
Das Problem des demografischen Wandels trifft glaub ich die anderen Vereine mehr als die Jugendclubs. Die Jugendlichen hatten schon immer ihre Bedürfnisse nach einem selbstverwalteten eigenen Treffpunkt, der ein Stück weit erwachsenen- und altenbefreit ist, wo man zusammensitzen kann und seine Musik hören kann. Man kann miteinander abhängen und man ist nicht so unter der Fuchtel der Großen. Das hast du ja bei den anderen Vereinen immer, du hast eine ältere Generation, die den Daumen drauf hat.
Es gibt aber auch Kommunen, die einer Selbstverwaltung kritisch gegenüber stehen
Wenn Entscheider vor Ort nicht begreifen, welches Potential in den jungen Leuten, die sich in den selbstverwalteten Jugendzentren engagieren, steckt, für ihren Ort, für ihre Gemeinde, dann haben die den Knall nicht gehört. Weil es ist nicht hoch genug zu loben, wenn es durch eine gute Jugendclubarbeit und den Freiraum, den man den Jugendlichen einräumt, gelingt, einen Ort auch jung und lebendig zu halten. Insbesondere in strukturschwachen Regionen, die in infrastruktureller Hinsicht in vielerlei Art abgehängt sind, dann ist doch das Zukunftspotential und die Kompetenzen bei den jungen Leuten angesiedelt. Und wenn ich die vergraule verliere ich verdammt viel. Sobald die mobil sind verschwinden die wenn daheim nichts los ist.
Bei uns gibt es einige Jugendzentren wo es hervorragend läuft, weil einfach dort begriffen worden ist, was steckt denn an Potenzial für die Gemeinde oder für den Ort drin, dass wir die machen lassen, dass wir denen Möglichkeiten geben, sich zu entfalten aber gleichzeitig auch dort Unterstützung zu bieten, wo es hakt. Und siehe da, dort blüht es dann auf, was die Jugend anbetrifft. Die Ortsvorsteher dort lassen kein schlechtes Haar auf den Jugendclub kommen, weil sie wissen, wenn Dorffest ist, dann sind die da, wir machen die Zeltkerb, die bauen auf, wir machen einen Weihnachtsmarkt, die verkaufen Glühwein und Waffeln. Das sind so Geschichten, das hat sich aus sich heraus entwickelt. Da ist niemand gekommen und hat gesagt: könnt ihr nicht mal machen. Das kam von denen allein, und der Mehrwert für das Dorf ist enorm.