Kultur in der Provinz
Gerade in den kleineren Provinzorten läuft wenig bis gar nichts für Jugendliche. Es sei denn, die Jugend packt ihre Situation am Schopfe und organisiert für sich und andere selbst das, was man sich vorstellt. Das Team um den Jugendclub Walthölzbach geht mit gutem Beispiel voran und präsentiert das Mammutprojekt „Hexzess“. Für juz-united standen die InitiatorInnen Rede und Antwort. Spannend, was nicht alles möglich ist, wenn man es selbst in die Hand nimmt:
Seit wann gibt es das Hexzess und wie entstand die Idee des eigenen Festivals? Gibt es ein Vorbild für eure Idee?
Nach über einem Jahrzehnt Ruhezeit haben wir 2011 Hexzess wiederbelebt. Die Geschichte des Festivals ist eng mit dem Ort Waldhölzbach verknüpft und wurde von damaligen Jugendlichen, wie wir es heute sind, Ende der 80er Jahre ins Leben gerufen. Schnell entwickelte sich das Festival zu einer größeren Attraktion im Hochwald und ist auch heute noch das einzige seiner Art hier oben im nördlichen Saarland. Damals wie heute war die grundlegende Idee, unser Dorf wieder interessanter für die Jugend und Jugendkultur im Hochwald zu machen – mit Erfolg. Zu unserer Freude wachsen die Besucherzahlen jährlich stetig an.
Wie seid ihr organsiert? Wie groß ist euer Team?
In den letzten Jahren hat sich der Vorstand, bestehend aus ca. 8 Leuten, um die Organisation gekümmert. Der Auf- und Abbau und die Plakatierung wurden dann mit allen Mitgliedern des Jugendclubs gestemmt, auch von ein paar Leuten aus dem Ort werden wir jährlich tatkräftig unterstützt, sei es beim Auf- und Abbau oder bei Dienstbesetzungen während des Festivaltages. Trotzdem möchten wir im nächsten Jahr mit Hilfe von Arbeitsgruppen versuchen, alles ein wenig mehr zu verteilen und wirklich alle miteinzubinden, damit auch schon im Vorfeld jeder seinen Spaß hat. Über Unterstützung, egal in welcher Form, freuen wir uns natürlich immer.
Gab es anfangs Hürden zu überwinden und wie kam eure Idee im Dorf und in der Gemeinde an?
Im ersten Jahr war es natürlich schwierig erst einmal den Überblick zu behalten, wir wussten ja noch gar nicht wirklich was da auf uns zukommt und was alles dahintersteckt und zu beachten ist. Wir mussten uns alles selbst erarbeiten, welche Genehmigungen werden benötigt, was für Anträge müssen ausgefüllt werden, welche Zuschüsse können beantragt werden? Es musste ein komplett neues Sicherheitskonzept entworfen und Ablaufpläne entwickelt werden. Dazu kam, dass wir uns erstmal als funktionierende Organisation beweisen mussten mit dem nötigen Verantwortungsgefühl und uns damit das Vertrauen der Bevölkerung verdienen, schließlich ist Hexzess eine große Sache, welches eine Menge Verantwortung und Verpflichtungen mit sich bringt. Mittlerweile haben wir uns jedoch bewährt und erfahren umfangreiche Unterstützung von Seiten der Waldhölzbacher.
Habt ihr KooperationspartnerInnen und SponsorInnen finden können und wie schwer war das?
Kooperationspartner gibt es keine. Hexzess ist und bleibt eine Veranstaltung des Jugendclubs Waldhölzbach. Jedoch haben wir uns über die Jahre einen festen Sponsorenkreis aufgebaut, den wir jedes Jahr aufs Neue versuchen weiter auszubauen, denn ohne unsere Sponsoren wäre ein solches Festival einfach gar nicht machbar.
Wie finanziert sich das Festival (neben eventuellen SponsorInnen)? Könnt ihr auch einen finanziellen Erfolg verzeichnen?
Mit Stolz können wir sagen, dass unser Festival mittlerweile in der Lage ist, sich selbst zu finanzieren. Zwar nach wie vor mit der Unterstützung von Sponsoren, auf die sind wir natürlich immer noch angewiesen. Schließlich sind wir ein Jugendclub, dessen Hauptziel es nicht ist Gewinn zu erwirtschaften, sondern etwas für die Jugend der Region zu tun.
Wie kamt ihr zu der Location? Scheint prädestiniert für eure Zwecke.
Der festinstallierte Pavillon neben dem Sportplatz oberhalb von Waldhölzbach ist ideal für Hexzess ausgelegt, bietet er doch genug Platz für Bühne und Publikum mit der Möglichkeit für die Nutzung der sanitären Anlagen im Sportlerheim. Schon unsere Vorgänger haben Hexzess dort veranstaltet und aufgrund der idealen Gegebenheiten wurde der Platz, auch aus traditioneller Sicht gesehen, von uns übernommen. Immerhin wollten wir nicht einfach nur den Namen des Festivals aufgreifen, sondern dem ganzen neues Leben einhauchen. Historisch gesehen hatten wir also gar keine andere Wahl.
Gab es in der Vergangenheit Konflikte oder Probleme mit NachbarInnen?
Wir bemühen uns immer um ein gutes Verhältnis zu unseren Mitmenschen in Waldhölzbach, was eine frühestmögliche Information über die Veranstaltung mit einschließt. Die Akzeptanz der Bevölkerung ist mittlerweile sehr gut, immerhin beschallen wir den Ort nur einmal im Jahr und es gibt einen vorherigen Austausch mit der Polizei um Konflikte zu vermeiden. Das hat sich in den letzten Jahren sehr gut bewährt.
Wie kommt ihr zu eurem Line-up? Bucht ihr gezielt Bands aus der näheren Region?
Am Anfang haben wir selbst Bands gesucht und angefragt. Inzwischen freuen wir uns immer, wenn unser E-Mailpostfach schon im September von Bewerbungen überquillt von Bands aus der gesamten Region. Darüber hinaus suchen wir natürlich immer noch selbst aktiv nach Bands, insbesondere beim Headliner sind wir bemüht eine überregionale bekannte Band anwerben zu können, was sich auch in dem wachsenden Bekanntheitsgrad außerhalb des Hochwalds wiederspiegelt.
Was macht euch am meisten Spaß in der Organisation und auf was hat man am wenigsten Lust?
Die Möglichkeit jedes Jahr einen völlig neuen Ansatz verfolgen und Bands aus den verschiedensten Musikrichtungen auswählen zu können gehört auf jeden Fall zu den Dingen, die in Verbindung mit Hexzess am meisten Spaß machen, außer dem Festivaltag selbst versteht sich.
Auf die anstrengenden Auf- und Abbauarbeiten verbunden mit dem Aufräumen am folgenden Tag könnten wir sicher alle gut verzichten.
Gibt es Besonderheiten auf die ihr stolz seid?
Wo sollen wir da anfangen? Auf Hexzess an sich natürlich. Aber natürlich auch darauf, dass wir als kleiner Jugendclub in der Lage sind das Hexzess-Festival selbstständig zu organisieren, so dass es sich jetzt sogar alleine finanziert und es bisher nie zu irgendwelchen Zwischenfällen kam. Der Teamgeist untereinander wird enorm gestärkt, so dass wir im nachfolgenden Jahr mit noch größerem Enthusiasmus in die Vorbereitungen gehen. Außerdem bekommen wir jährlich positive Rückmeldungen und die steigenden Besucherzahlen sprechen für sich.
Seid ihr schon in der Planung für das nächste Jahr?
Getreu nach dem Motto „Nach dem Hexzess, ist vor dem Hexzess“ hören die Vorbereitungen quasi nie auf. Leider können wir an dieser Stelle noch keine Details verraten, aber seid euch sicher, das nächste Hexzess wird das vergangene noch einmal übertreffen und durch unsere Internetseite, werdet ihr die ersten sein die etwas erfahren. Wir sind ein Festival von und für Jugendliche. Dementsprechend versuchen wir die Preise so niedrig wie möglich zu halten und orientieren uns an unseren Erfahrungswerten der vergangenen Jahre.
Was hat das Hexzess noch nicht gesehn?
Bisher hatten wir noch keine Flitzer und suchen noch nach Freiwilligen für das nächste Jahr.