Auf unseren Touren durchs Saarland treffen wir immer wieder auf Jugendclubs, die uns mit ihrer Arbeit ins Staunen versetzen. Sei es z.B. durch die Professionalität und Anzahl der Veranstaltungen, die sie auf die Beine stellen, ihre gut funktionierende Nachwuchsarbeit, oder die Anzahl ihrer Mitglieder. Ein Club, der das alles und mehr vereint, ist der Jugendclub Wadrill im Nordsaarland. 

Hat man erst einmal den Schulhof gefunden, über den man zum Eingang des Clubs kommt, fällt einem sofort das große Schild „JCW“ ins Auge. Wobei das Wort „Schild“ eigentlich nicht passt. Es ist eher ein massiver Gedenkstein, der von der langen Tradition des Jugendclubs zeugt. Da ist einem sofort klar: Dieser Club ist nicht erst seit gestern hier.

Tatsächlich wurde der JCW bereits 1971 gegründet, feiert dieses Jahr also bald 50 jähriges Bestehen und zählt damit zu den ältesten und traditionsreichsten Clubs im Saarland. Was uns als Dachverband da natürlich sofort interessiert: Wie schafft ein Verein das, die ganz normalen Zeiten der Flaute, die es in selbstverwalteten Treffs alle paar Jahre mal gibt, und die immer mal wieder auftretenden Konflikte in der Gruppe, mit der Nachbarschaft, mit der Politik usw. so unbeschadet zu überstehen und mit solcher Kontinuität offene Jugendarbeit zu machen?

Lässt man sich an der Theke des JCW nieder und redet ein paar Minuten mit den Aktiven, werden einem einige Punkte klar an denen es liegt. Einer davon ist die Tatsache, dass es in Wadrill anscheinend einfach normal ist im Jugendalter im Jugendclub mitzumachen. Im Gegensatz zu anderen Orten, in denen selbstverwaltete Treffs von älteren Semestern oft nur mit Lärmbelästigung und ausufernden Partys assoziiert werden, sind viele Wadriller selbst früher im Jugendclub gewesen und wissen daher was tatsächlich in selbstverwalteten Jugendzentren abgeht, wieviel Arbeit und Organisation hinter dem Treffalltag und den Veranstaltungen steckt und wie facettenreich ein Engagement im Club sein kann. Deshalb erfährt der Club auch noch viel Unterstützung von seinen Ehemaligen. Diese treten im Normalfall nicht irgendwann aus dem Verein aus, sondern zeigen weiter Interesse an der Arbeit des Clubs und kommen auch regelmäßig mal wieder vorbei, z.B. bei Oldieabenden oder beim gemeinsamen „Warten auf das Christkind“. Sie bleiben Mitglied im Verein und unterstützen die Selbstverwaltung mit ihren eigenen Erfahrungswerten und monatlichen Beiträgen. So kommt man in Wadrill auch auf die bemerkenswerte Zahl von 200 Vereinsmitgliedern!

Doch es wird noch besser: der JCW bietet jeden zweiten Samstagmittag eine Kinderbetreuung an, bei der die Leute aus dem Jugendclub mit Kids im Alter von 6 – 11 Jahren basteln, kochen oder backen. Auch Ausflüge oder besondere Aktivitäten wie z.B. Kinonachmittage oder Schnitzeljagd finden in regelmäßigen Abständen statt. Viele der heute Aktiven waren früher selbst schon bei diesen Nachmittagen und kamen so schon sehr früh mit dem Jugendclub in Kontakt. So ist die Hemmschwelle zum eigenen Engagement später natürlich nicht so hoch.

In Wadrill kann man also fast in jedem Alter einen Bezug zum Jugendclub haben. Das Einbinden von jungen Jahren an sorgt für ausreichend Nachwuchs und die verlässliche Unterstützung durch altgediente Ehemalige garantieren ein hohes Maß an Kontinuität. So können die Aktiven sich voll auf ihre Projekte konzentrieren. Seien es die alljährlichen Veranstaltungen wie Ferienfreizeiten, das beliebte Altbier-Wochenende, oder feste Institutionen wie die jugendclubeigene Tischtennisabteilung. 

Als Jugendclub eine Kinderbetreuung anzubieten ist dabei natürlich kein Muss. Das Beispiel zeigt aber, dass man nicht nur die eigentliche Zielgruppe im Auge haben sollte. In Wadrill sind sie sich sicher: Junge Leute früh in die Organisation einzubinden und die eigenen Nachfolger*Innen im JUZ auch noch zu unterstützen, wenn man selbst nicht mehr so oft vor Ort ist, bzw. auch ruhig einmal bei Ehemaligen um Rat zu fragen, sind wichtige Punkte, wenn es darum geht einen selbstverwalteten Jugendclub über viele Jahre erfolgreich am Laufen zu halten!